In diesem Artikel erklärt Psychologin Liliane Thoelen, wie du in deiner Organisation eine Kultur schaffen kannst, in der sowohl dem mentalen Wohlbefinden als auch der Produktivität Raum gegeben wird.
In diesem Artikel erklärt Psychologin Liliane Thoelen, wie du in deiner Organisation eine Kultur schaffen kannst, in der sowohl dem mentalen Wohlbefinden als auch der Produktivität Raum gegeben wird.
„Ein Mensch, der sich mental und körperlich wohl fühlt, ist belastbarer, kann leichter mit Widrigkeiten umgehen und nimmt Herausforderungen an”, beginnt Liliane Thoelen. „Und das wirkt sich logischerweise auch auf die Arbeit aus: Eine solche Person ist produktiver, liefert leichter gute Ergebnisse und hat eine geringere Wahrscheinlichkeit, auszufallen.”
Gleichzeitig steigert die Produktivität auch das Wohlbefinden: „Ein produktiver Tag gibt dir das Gefühl, etwas erreicht zu haben, und hebt deine Stimmung. Vergleiche es mit dem Gefühl, das du hast, wenn du eine Aufgabe von deiner To-Do-Liste streichen kannst. Das ist kaum zu übertreffen.”
Produktivität und Wohlbefinden setzen also eine Aufwärtsspirale in Gang, aber auch das Gegenteil ist der Fall: Wer sich nicht wohlfühlt, ist weniger produktiv und fühlt sich weniger erfüllt, und das trägt nicht zu einer besseren Stimmung bei.
Die Psychologin fährt fort: „Wenn sich jemand bei der Arbeit nicht wohlfühlt, können sowohl die Motivation als auch die Konzentration nachlassen. Das wirkt sich auf die Produktivität und die Arbeitsleistung aus. Außerdem beeinträchtigt es die Beziehungen zu den Kolleg*innen. Beziehungen, die für eine positive Atmosphäre wichtig sind und die die Arbeitskultur und die Verbundenheit mit dem Team stärken.”
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass mentales Wohlbefinden und Produktivität miteinander verbunden sind. Jetzt geht es nur noch darum, die richtige Balance zu finden.
So zeigen Untersuchungen der Universität Eindhoven, dass eine zu hohe Arbeitsbelastung und zu wenig Ressourcen, um die Arbeit gut zu erledigen, zu Übermüdung bzw. geringerem Engagement bei der Arbeit führen.
Umgekehrt zeigen Untersuchungen des Centre for Economic Performance: Je besser das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen, desto größer die Rentabilität eines Unternehmens.
Es geht also um den „Sweet Spot” zwischen Faktoren wie Herausforderung und Zeitdruck sowie Feedback und Grad der Autonomie. Die Forscher der Universität Eindhoven haben das Anforderungen-Ressourcen-Modell entwickelt, das die Beziehung (und das Gleichgewicht) zwischen diesen Faktoren aufzeigt.
Ein gutes Gleichgewicht zwischen ausreichenden Arbeitsanforderungen (Fristen, Herausforderungen, Kontakte) und ausreichenden Ressourcen zur Bewältigung dieser Anforderungen (Feedback, Unterstützung durch den Vorgesetzten, Arbeitsplatzsicherheit) schafft ein gesundes Arbeitsumfeld, in dem die Menschen produktiv sind und sich wohl fühlen.
„Wenn die Arbeitsbelastung zu hoch wird und zu wenig Ressourcen zur Verfügung stehen, um die Arbeit zu erledigen, liegt ein Ungleichgewicht vor”, betont die Psychologin Liliane Thoelen.
Zum Beispiel kann das Streben nach Perfektion bei der Produktivität nach hinten losgehen, meint Thoelen. Genauso wie wenn die Produktivität bei der Arbeit auf Kosten anderer Lebensbereiche geht, wie Hobbys, Sport oder Verabredungen mit Freund*innen.”
Die Psychologin erlebt regelmäßig, wie Menschen damit kämpfen und dann an einem Burn-out leiden oder häufig fehlen. Die wichtigsten Faktoren, die dazu beitragen? Überarbeitung und die Unfähigkeit, sich von der Arbeit zu lösen (ständiges Überprüfen von E-Mails und Nachrichten).
💡 Der ROI des Wohlbefindens: Was die Investition in Zufriedenheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz bringt
Als Unternehmen willst du deine Mitarbeiter*innen dabei unterstützen, ein gesundes Gleichgewicht zu finden. Liliane Thoelen gibt Tipps, auf welche Faktoren du achten solltest:
1. Ermutigung zu Flexibilität und Autonomie
2. Förderung der Work-Life-Balance
3. Schaffung einer positiven und sicheren Unternehmenskultur
4. Miteinander kommunizieren und einander zuhören
5. (Konstruktives) Feedback geben
Untersuchungen zeigen, dass Arbeitnehmer*innen produktiver, motivierter sind und bessere Leistungen erbringen, wenn sie ein Gefühl der Autonomie verspüren. Diese Kultur der Flexibilität und der Möglichkeit, den eigenen Arbeitstag zu gestalten, ist mehr als nur ein Benefit.
Die Herausforderung besteht darin, dass es in diesem Bereich keine „One-size-fits-all” Lösung gibt, die für alle passt. Sowohl für den*die Arbeitnehmer*in als auch für das Unternehmen selbst ist es ein ständiger Prozess, das richtige Maß an Autonomie und Flexibilität zu finden. Wie viel Flexibilität braucht jemand? Inwieweit kann und will jemand selbst über seine Aufgaben und seinen Arbeitsalltag entscheiden? Das ist für jeden Menschen und jedes Unternehmen anders – und eine Trial-and-Error-Methode.
Dieser Artikel von HBR befasst sich mit der Zukunft der Flexibilität am Arbeitsplatz und wie man als Unternehmen damit umgehen kann. Der wichtigste Punkt dabei: Flexibilität ist ein vages Konzept und wie man es umsetzt, ist nicht nur von Unternehmen zu Unternehmen, sondern auch von Abteilung zu Abteilung und sogar von Team zu Team unterschiedlich.
Unabhängig davon tragen Autonomie und Flexibilität zu einer guten Work-Life-Balance bei. Ein*e Mitarbeiter*in, dem*der der Raum gegeben wird, flexibel und autonom zu arbeiten (was das bedeutet, ist von Person zu Person unterschiedlich), hat im Allgemeinen eine bessere Work-Life-Balance.
Arbeit ist gut für uns, weil sie uns Sinn und Routine gibt. Zeit für uns selbst und für unsere sozialen Kontakte ist gut für uns, weil sie uns glücklich macht und uns ein Gefühl der Verbundenheit vermittelt. Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist eine Voraussetzung für glückliche und gesunde Mitarbeiter*innen.
Wie jemand sie erreicht, ist also unterschiedlich. Als Organisation willst du den Mitarbeiter*innen daher den Raum geben, um sie zu schaffen.
Denn eine gute Work-Life-Balance fördert die Produktivität, aber auch die Vielfalt innerhalb der Organisation und das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen. Und das wiederum wirkt sich positiv auf die Fluktuation aus, erklärt HBR.
Wie kann man Mitarbeiter*innen fördern und worauf sollte man achten? 👉 Hier erfährst du, was du über Work-Life-Balance wissen solltest
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Eine sichere Unternehmenskultur trägt zu einem guten Wohlbefinden bei, wie wissenschaftliche Untersuchungen immer wieder zeigen. Um die Bedeutung nochmal zu unterstreichen: Wir halten sie für zehnmal wichtiger als ein gutes Gehalt.
In einer positiven und sicheren Unternehmenskultur gibt es Raum, um Fehler zu machen, zu lernen und zu wachsen. In einer sicheren Unternehmenskultur können die Menschen sie selbst sein, offen über ihre Herausforderungen sprechen und Erfolge werden gemeinsam gefeiert. In einer sicheren Unternehmenskultur stehen offene Kommunikation (siehe nächster Punkt) und mentales Wohlbefinden an erster Stelle.
Erste Schritte zu einer Unternehmenskultur, die Wohlbefinden und Produktivität fördert? 👉 Unternehmenskultur & mentales Wohlbefinden: Wie hängt beides zusammen?
Jede*r möchte gehört werden: Das ist eines unserer grundlegendsten Bedürfnisse. Wir müssen uns ausdrücken können, um uns sicher zu fühlen.
In Organisationen, in denen offen kommuniziert wird, in denen man sich gegenseitig zuhört und in denen die Menschen einander Mitgefühl entgegenbringen, herrscht eine sichere Kultur, die das Wohlbefinden und die Produktivität fördert.
Schaffe einen sicheren Raum, in dem Menschen offen über diese Herausforderungen sprechen können. Zum Beispiel mit einer Vertrauensperson innerhalb der Organisation oder mit Psycholog*innen oder Coaches außerhalb der Organisation.
Ermutige außerdem Führungskräfte dazu, dasselbe zu tun: Jemand, der selbst offen ist, zeigt anderen, dass es in Ordnung ist, das auch zu sein. Das fördert eine Kultur des Vertrauens und der Sicherheit.
Weiterlesen: 👉 Wie kannst du Führungskräfte in die Schaffung einer offenen Unternehmenskultur einbeziehen? 7 HR Tipps
Ein weiterer wichtiger Teil der offenen Kommunikation ist das Geben und Empfangen von Feedback. Effektive Kommunikation steht und fällt mit konstruktivem Feedback. Das ist ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Organisation.
Jede*r, der*die wachsen und lernen will, muss offen für Feedback sein. Es hilft Teams und Einzelpersonen, sich weiterzuentwickeln, aber es verbessert auch die Organisation, wie die Psychologin Britt Slief in einem früheren Artikel betont.
Mach das Geben und Empfangen von Feedback zu einem Teil der Unternehmenskultur, damit die Menschen damit vertraut werden und es nicht als beängstigend oder unangenehm empfinden. „Feedback ist notwendig, um zu wachsen. Um Talente zu entwickeln, sie zu motivieren und ihnen Orientierung zu geben und so die Zufriedenheit im Job zu steigern.”
Willst du mehr wissen? 👉 Feedback geben und erhalten – die besten Tipps
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