Warum die Weiterbildung von Mitarbeitenden wichtiger ist denn je (und wie du sie fördern kannst)

22 Aug ‘23
5 min
Arbeitsleistung
OpenUp Redaktion
Gecontroleerd door Psychologe /-in Lili Thoelen
Upskilling Employees is More Important Than Ever: Here's How to Do it
Die Technologielandschaft verändert sich schneller als die Trends auf TikTok. Als Unternehmen willst du mit diesen Veränderungen Schritt halten und dich an den neuen Standard anpassen. Oder besser noch: ihm voraus sein. Das bedeutet, dass deine Mitarbeiter*innen die Veränderungen annehmen und ihren Weg in dieser neuen Landschaft finden müssen. Der Weg dorthin? Fortbildung.

 

Die Psychologin Liliane Thoelen verrät ihre Ansichten und Tipps für die Weiterbildung von Mitarbeitenden in Bezug auf das mentale Wohlbefinden.

 

Widerstandsfähig und für die Zukunft gerüstet 

 

Weiterbildung ist entscheidend für die Schaffung einer zukunftssicheren Organisation. Einerseits, weil die technologischen Entwicklungen rasant sind und es wichtig ist, die Beschäftigten mit den nötigen Fähigkeiten auszustatten, um relevant zu bleiben (z.B. prognostiziert das Weltwirtschaftsforum, dass bis 2025 mehr als die Hälfte unserer heutigen Arbeit von Maschinen erledigt werden wird). Andererseits ist Wachstum wichtig für unser mentales Wohlbefinden, unsere innere Widerstandsfähigkeit und unsere Motivation.

 

Kein Grund zur Panik – das Weltwirtschaftsforum sagt auch voraus, dass diese Veränderungen mehr neue Arbeitsplätze schaffen werden – sondern vielmehr ein neuer Blick auf diese Fähigkeiten und Ansätze ist gefragt. Und wer das gut macht, wird in mehrfacher Hinsicht davon profitieren.

 

Eine US-Studie von Gallup und Amazon zeigt, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten ihre Fähigkeiten verbessern wollen. 48 Prozent der Beschäftigten würden den Arbeitsplatz wechseln, wenn sie dort bessere Weiterbildungsmöglichkeiten hätten.

 

Die Vorteile der betrieblichen Weiterbildung

 

Weiterbildung gibt den Beschäftigten die Werkzeuge und das Wissen, um Herausforderungen zu meistern. So bist du in Zeiten des Wandels besser gerüstet, um kreative Lösungen zu finden, dich an neue Umstände anzupassen und Chancen zu erkennen.

 

Psychologin Liliane Thoelen: Sich selbst weiterzuentwickeln verbessert nicht nur den Output und die Qualität deiner Arbeit, sondern steigert auch deine Produktivität, Effizienz und Problemlösungskompetenz. Außerdem sind Beschäftigte, die sich selbst weiterentwickeln können, zufriedener und engagierter bei ihrer Arbeit.”

 

Die Umfrage von Gallup unterstreicht dies. Fast drei Viertel der Beschäftigten sagen, dass Wachstumsmöglichkeiten ihre Arbeitszufriedenheit erhöhen.

 

Und das spiegelt sich auch in anderen Bereichen wider. Die Vorteile von Weiterbildungsmaßnahmen für das Unternehmen im Überblick:

 

  • Zufriedenere Mitarbeiter*innen
  • Bessere Qualität der Arbeit
  • Höhere Kundenzufriedenheit
  • Gesteigerte Produktivität und Effizienz
  • Geringere Einstellungskosten
  • Bessere Vorbereitung auf die Zukunft
  • Bessere Problemlösungsfähigkeit
  • Höhere Arbeitsmoral

Die einzige Fähigkeit, die im 21. Jahrhundert wichtig sein wird, ist die Fähigkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen. Alles andere wird mit der Zeit veraltet sein.”

 

– Peter Drucker

Und das Tolle daran ist, dass es in beide Richtungen funktioniert. Die Mitarbeiter*innen können sich weiterentwickeln und ihre Arbeit verbessern. Und Mitarbeiter*innen, die gute Leistungen erbringen, erhalten im Gegenzug neue, positive Energie. Das wirkt sich wiederum auf die Arbeit aus. Und das wiederum wirkt sich auf das Wohlbefinden aus. Und das wiederum hat positive Auswirkungen auf ihre Arbeit – eine Art positiver Teufelskreis also.

 

Arbeitnehmer, die die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten zu erweitern oder zu verbessern, sind zufriedener. Und zufriedene Mitarbeiter haben mehr Energie, Motivation und Konzentration, um bei der Arbeit Leistung zu bringen.”

 

Weiterbildung und mentales Wohlbefinden

 

Wachstum und Entwicklung stehen also in engem Zusammenhang mit unserem mentalem Wohlbefinden – und umgekehrt. 

 

Thoelen: Sich neues Wissen und neue Fähigkeiten anzueignen, ist gut für einen Menschen. Es verbessert das Gedächtnis und die Gesundheit des Gehirns, es stärkt das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl, und es gibt einem Sinn und Zufriedenheit.”

 

Und auch hier gibt es einen guten Kompromiss, denn dein mentales Wohlbefinden wirkt sich wiederum auf deine Arbeit und deinen Entwicklungsdrang aus. Mitarbeiter*innen, die sich selbst gut fühlen, haben weniger Stress und sind belastbarer. Sie sind auch motivierter, sich weiterzuentwickeln. Das ist alles miteinander verbunden.”

 

Aufstiegsfortbildung und Unternehmenskultur

 

Die Kultur, die in einem Unternehmen herrscht, hat einen Einfluss darauf, wie sehr sich die Menschen weiterentwickeln wollen. Eine positive Unternehmenskultur – in der sich die Menschen wohl und sicher fühlen, sowohl körperlich als auch mental – fördert Wachstum und Entwicklung. 

 

Und in einem Unternehmen, in dem Wachstum und Entwicklung einen hohen Stellenwert haben, fühlen sich die Menschen im Allgemeinen wohler.

 

Es ist erstaunlich zu sehen, wie Entwicklung, mentales Wohlbefinden, Kultur und Arbeitsleistung miteinander verbunden sind. Das kann einen Dominoeffekt auslösen, von dem alle profitieren”, sagt Psychologin Liliane Thoelen.

 

Organisationen, die das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter*innen in den Mittelpunkt stellen, schaffen ein Umfeld, das die Entwicklung fördert. Und dieses Umfeld ist wiederum gut für das mentale Wohlbefinden.”

 

Wie kannst du die betriebliche Weiterbildung fördern?

 

Weiterbildung ist wichtig, sowohl für das Wohlbefinden der Beschäftigten als auch für die Zukunft und Gesundheit der Organisation. Wie gehst du das an, abgesehen davon, dass du Weiterbildungsmöglichkeiten einrichtest? Und wie ermutigst du deine Mitarbeiter*innen, sich weiterzuentwickeln?

Kontinuierliches Lernen ist die Mindestvoraussetzung für Erfolg in jedem Bereich.”

 

– Brian Tracy

1. Schaffe eine sichere Kultur des Lernens und der Entwicklung

 

Alles hängt von einer Kultur ab, in der sich die Menschen sicher fühlen, sie selbst sein können und die Möglichkeit haben, Fehler zu machen. In einer sicheren Kultur fühlen sich die Menschen frei, zu experimentieren. Und das regt natürlich die Entwicklung an.

 

Konzentriere dich also auf die Unternehmenskultur, betont Liliane Thoelen. Denn Organisationen mit einer offenen Kultur, die Entwicklung fördert, sind widerstandsfähiger.” 

 

Das geschieht nicht über Nacht, sondern ist ein Prozess. Was zu einer sicheren Kultur beiträgt, die Wachstum und Entwicklung fördert, in Kürze:

 

  • Gutes Onboarding
  • Klare und transparente Kommunikation
  • Sei offen für konstruktives Feedback
  • Feiere Siege, Erfolge und Lernmomente
  • Klare Erwartungen aneinander stellen
  • Reflektiert die Woche als Team 
  • Sich gegenseitig Wertschätzung entgegenbringen

 

Liliane Thoelen: Ein*e Mitarbeiter*in, der*die sich sicher und wertgeschätzt fühlt, ist motivierter, sich neue Fähigkeiten anzueignen. Erinnere den*die Mitarbeiter*in zum Beispiel regelmäßig an ihre Stärken und Leistungen.”

 

💡 Lies hier mehr über die Entwicklung einer sicheren und positiven Unternehmenskultur: Unternehmenskultur & psychisches Wohlbefinden: Wie hängt beides zusammen?

 

2. Unterstütze deine Führungskräfte

 

Genauso wie du im Flugzeug deine eigene Maske aufsetzen musst, bevor du deinen Kindern hilfst, ist es bei der Schaffung einer offenen Kultur und der Förderung von Wachstum und Entwicklung nicht anders. 

 

Du willst Führungskräften die Fähigkeiten und die Unterstützung geben, die sie brauchen, um ihre Arbeit gut zu machen und ihr Team unterstützen zu können. Zum Beispiel spielt ihre Einstellung zu Fehlern eine große Rolle bei der Schaffung eines sicheren Umfelds”, sagt Liliane Thoelen. 

 

Denke an Workshops für Führungskräfte, aber auch an Trainings zur Stressbewältigung und für gute Kommunikation. Du kannst innerhalb deiner Organisation zum Beispiel ein Mentor*innenprogramm schaffen und Karrieremöglichkeiten und Fortschritte miteinander besprechen.

 

Bringt den Führungskräften zuerst etwas bei, damit sie den Weg vorgeben können”, sagt Psychologin Thoelen. Und das bringt uns zu Punkt 3.

 

3. Gehe mit gutem Beispiel voran

 

Mit gutem Vorbild vorangehen zahlt sich aus – auch am Arbeitsplatz. Wenn Manager*innen und Führungskräfte offen über ihre Entwicklung sprechen und zeigen, dass sie sich aktiv für ihre Entwicklung einsetzen, ermutigt das andere, es ihnen gleich zu tun.

 

💡 Lies hier mehr: Wie kannst du Führungskräfte in die Schaffung einer offenen Unternehmenskultur einbeziehen? 7 HR Tipps

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4. Schaffe psychologische Sicherheit

 

Als Unternehmen bist du dafür verantwortlich, ein psychologisch sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Ein Arbeitsumfeld, das das Wohlbefinden und die Freude an der Arbeit fördert, in dem sich die Mitarbeiter*innen sicher und wohl fühlen und das somit auch die Effizienz fördert.

 

Diese Verantwortung liegt zum Teil in den Händen der Führungskräfte im Unternehmen. Unterstütze sie also in dieser Rolle (siehe Punkt 2). Die Art und Weise, wie eine Führungskraft mit Fehlern und Erfolgen umgeht, wirkt sich zum Beispiel auf die Sicherheit und Kultur am Arbeitsplatz aus.

 

Denn nur in einem Umfeld, in dem sich Menschen sicher fühlen, trauen sie sich, zu experimentieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen (siehe Punkt 5). Und das ist wichtig, um sich weiterzuentwickeln und sich an den (technologischen) Wandel anzupassen.

 

💡 Lies mehr: Wie schaffst du als Führungskraft psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz?

 

5. Mach dir das Wachstumsdenken zu eigen (und mach Fehler)

 

Fehler zu machen ist menschlich. Sie gehören zum Leben und erst recht zu unserer Arbeit. Bei der Arbeit solltest du daher die Möglichkeit haben, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen.

 

Als Organisation schaffst du diesen Raum, indem du ein sicheres Umfeld schaffst (siehe Punkt 4) und indem du darüber sprichst. Schließlich sind Fehler, wie Forbes es so schön beschreibt, ein Katalysator für Wachstum. Ermutige das wachstumsorientierte Denken, indem du:

 

  • Fehler und Misserfolge besprichst und feierst
  • offen über Fehler sprichst (auch hier sollten die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen)
  • nicht auf den Fehler, sondern auf das konzentrierst, was du aus dem Fehler gelernt hast
  • zum Experimentieren ermutigst
  • dich auf das Warum” des Fehlers konzentrierst: Warum haben wir das getan?

Fehler sind eine Tatsache des Lebens. Es ist die Reaktion auf Fehler, die zählt.”

 

– Nikki Giovanni.

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